Es gibt viele interessante Ansätze, globale Gesundheit zu fördern. Von direkter Projektförderung vor Ort, über Bildungs- und Gouvernanzansätze, bis hin zur Unterstützung von multilateralen Organisationen wie Gavi, GARDP oder dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. In einem Meinungsbeitrag in der Zeitung Le Temps beschreiben Prof. Alexandra Calmy (Vizedekanin für internationale und humanitäre Medizin, Universität Genf) und Max Lauber (Ko-Koordinator Santé Globale), weshalb es sich für die Schweiz lohnen könnte, mehr in den Globalen Fonds zu investieren.
Im kommenden Oktober wird der Globale Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose geäufnet. Das bietet grosse Chancen für die Weltgemeinschaft, die Schweiz und Bundespräsident Ignazio Cassis.
Viel Aufmerksamkeit beschert hat es ihm nicht, als Ignazio Cassis im November 2019 eine Erhöhung Beiträge an den Globalen Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose verkündet hat. Dabei hätte die Verkündung durchaus Grund zur Freude sein sollen: der internationale Fond setzt sich nicht nur im Kampf gegen drei der schlimmsten übertragbaren Krankheiten ein, sondern unterstützt weltweit den Aufbau resilienter Gesundheitssysteme, wodurch der Fonds in Zusammenarbeit mit Partnern weltweit mehr als 40 Millionen Menschenleben gerettet hat. Seit Anfang 2020 hat sich die Situation in Bezug auf diese Krankheiten zusehends verschlimmert: mit Beginn der Covid-19 Pandemie ist die Anzahl Ansteckungen und Todesfälle aufgrund von Aids, Malaria und Tuberkulose erstmals seit Beginn des Jahrhunderts wieder gestiegen.
Vor diesem Hintergrund findet im kommenden Oktober in den Vereinigten Staaten die 7. Konferenz zur Äufnung des Globalen Fonds statt. Die Konferenz bietet ausserordentliche Chancen: für die Weltgemeinschaft ist es eine Gelegenheit, die Rückschläge auf dem Weg zur Erfüllung der globalen Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 wieder gut zu machen. Für die Schweiz ist die Konferenz eine Gelegenheit, ihre Position als wichtiger Partner in der multilateralen Gesundheitspolitik zu festigen - wobei das Engagement für den Globalen Fonds mit handfesten Vorteilen für die Schweiz kommt.
Dass die humanitären Aspekte des Kampfs gegen Aids, Malaria und Tuberkulose ausserordentlich wichtig sind, steht ausser Frage, genauso wie die Tatsache, dass der Globale Fonds Strukturen geschaffen hat, um Therapien und präventive Massnahmen gegen diese drei Krankheiten für die Betroffenen zugänglich zu machen.
Für ein Exportland wie die Schweiz ist die Förderung der globalen Gesundheit zentral: wo weniger Menschen unter Krankheit leiden, steigt das Wirtschaftswachstum und die Kaufkraft von Individuen. Die Erhöhung der Beiträge an den Globalen Fonds entsprechen somit einer Investition in künftigen Wohlstand, im Ausland und, über den vernetzten globalen Handel, auch in der Schweiz.
Auch kurzfristig hat die Unterstützung des Globalen Fonds positive Effekte für die Schweiz. Der Fonds ist neben der WHO eine von etlichen globalen Gesundheitsorganisation mit Hauptsitz in Genf, wobei der Globale Fonds in Medienmitteilungen des Bundes immer wieder als einer der wichtigsten strategischen Partner der Schweiz im Kampf gegen übertragbare Krankheiten bezeichnet wird - was wohl nicht zuletzt damit zu erklären ist, dass der Globale Fonds in enger Partnerschaft mit Schweizer Wissenschaft und Wirtschaft arbeitet und in den letzten 20 Jahren etwas mehr als 2 Milliarden Franken für hochwertige Forschungsdienstleistungen und Produkte der Schweizer Wirtschaft ausgegeben hat.
Schliesslich trägt die Unterstützung des Globalen Fonds auch zur Erreichung der eigenen Zielsetzung bei. Gemeinsam mit Kanada und Australien teilt sich die Schweiz einen Sitz im Rat des Globalen Fonds, und hat sich in der Erarbeitung der laufenden Strategie proaktiv dafür eingesetzt, dass der “Aufbau belastbarer und nachhaltiger Gesundheitssysteme” als strategisches Ziel verankert wird - mit Erfolg.
Mit der anstehenden Konferenz zur Äufnung des Globalen Fonds bieten sich nun für den diesjährigen Bundespräsidenten Cassis mannigfaltige Gelegenheiten: zur Linderung menschlichen Leids, zur positiven Positionierung der Schweiz in der globalen Gesundheitspolitik, zur Stärkung der Schweizer Wirtschaft und Forschung, und zur strategischen Mitgestaltung zur Erreichung der Agenda 2030.
Bei der letzten Konferenz hatte Bundesrat Cassis zum Anlass erhöhten der Schweizer Beiträge überdies die Gelegenheit, den Gastgeber der Konferenz zu treffen, Emmanuel Macron. Ein Empfang durch den Gastgeber der diesjährigen Konferenz, US Präsident Joe Biden, scheint im Falle einer erneuten Erhöhung sehr wahrscheinlich. Mit der letzten Erhöhung hat Ignazio Cassis eine enorm wichtige Entscheidung getroffen und einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Nun gilt es nachzudoppeln, und die jährlichen Schweizer Beiträge auf 50 Millionen Franken zu erhöhen. Nach der Pflicht, die Kür.
Ursprünglich am 27. Mai 2022 bei Le Temps erschienen unter dem Titel La valeur méconnue de la promotion de la santé mondiale.
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